Subjektiver Diskurs

Persönliche Autonomie bedeutet eigene Urteile bilden und Entscheidungen treffen, statt opportunistisch gegebenen Normen und Konventionen zu folgen und die soziale Ordnung zu bestätigen.

Hier ist also nicht instrumentelle Selbstoptimierung im Dienste der leistungsorientierten Konkurrenzgesellschaft gemeint und affirmativ zielloses Streben nach Erfolg, sondern Emanzipation von leitideologischer Konformität.

Es gilt, die trügerische Maske zu durchschauen und den Schatten unseres Selbst wahrzunehmen, ohne ihn zu verteufeln, damit wir uns gerecht werden und verwirklichen können. Du selbst und deine soziale Person sind niemals identisch, denn „Ich ist ein Anderer“ (Rimbaud).

Um Autonomie zu gewinnen, müssen wir wissen, woher unsere Bedürfnisse, Schwächen und Stärken rühren, und sie beherrschen. Gehen Wut und Gewalt zumeist auf Enttäuschung oder Versagensangst zurück? Solidarisches Verhalten womöglich auf mangelnde Durchsetzungsfähigkeit oder sogar egoistische Motive? Sind Selbstsucht, Wetteifer und Machtgier zwecklose Zwänge, die unsere persönliche Freiheit behindern?

Wenn mir mein Gefühl beziehungsweise die innere Stimme sagt, dass meine wesentlichen Bedürfnisse und Bestimmung erfüllt sind, ich mir meiner also gewiss und zufrieden bin, kann ich mich ohne Angst vor Selbstverlust von mir distanzieren und autonome Entscheidungen treffen.

Dann könnte ich anderen wohlwollend begegnen und uneigennützig helfen, weil ich erkannt habe, dass Liebe der Anfang des Lebens ist. Hass und Egoismus hingegen alles zersetzend.